Das Interesse an Informationen zur ökonomischen Bedeutung des Tourismus ist groß. Auf Grundlage der Daten können Ansätze für eine (partielle) Evaluation der Destinationsentwicklung und somit eine Form des Controllings für Entscheidungsträger*innen in der Destination entwickelt werden. In der Praxis werden sie in erster Linie als zentrale Grundlage für Legitimationsargumentationen im Innenmarketing, in der Interessensvertretung und im politischen Lobbyismus touristischer Belange gegenüber internen und externen Stakeholdern eingesetzt.
Die Quantifizierung der ökonomischen Effekte des Tourismus ist allerdings nicht trivial. Dieser Umstand ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass Tourismus kein Wirtschaftszweig im Sinne der amtlichen Wirtschaftsstatistik ist und seine ökonomischen Wirkungen somit nicht unmittelbar aus dieser abgeleitet werden können. Die amtlichen Wirtschaftszweige sind durch die Produkte definiert, die sie herstellen (z. B. produziert die Automobilindustrie Autos). Die Tourismuswirtschaft hingegen produziert nicht „Tourismus“, sondern wirtschaftliche Effekte ergeben sich aus der Nachfrage von Tourist*innen nach Dienstleistungen und Gütern aus unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen. Für die ökonomische Erfassung der Tourismuswirtschaft in ihrer Gesamtheit bedarf es daher einer Erweiterung der allgemeinen Systematik der Wirtschaftsstatistik. Eine solche Erweiterung stellt das Tourismus-Satellitenkonto (engl. tourism satellite account, TSA) dar.
Das Tourismus-Satellitenkonto ist ein von UN Tourismus, der OECD und Eurostat entwickeltes Regelwerk, nach welchem eine ökonomische Wirkungsanalyse des Tourismus als Nebenrechnung („Satellit“) der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung und damit konsistent zur nationalen Wirtschaftsstatistik erfolgt. Auf diese Weise kann ein gesamtwirtschaftlicher Beitrag des Tourismus beziffert und ein Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen angestellt werden. Weitere Informationen zur Methodik des Tourismus-Satellitenkontos können der „Information über die Ansätze zur Messung der touristischen Wirtschaftsleistung“ im Downloadbereich sowie dem Video „Hintergründe und Methodik eine Tourismus-Satellitenkontos (TSA)“ entnommen werden.
Im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte hat das DI Tourismusforschung die Anwendung dieser international anerkannten Methode zur Berechnung des Wirtschaftsfaktors Tourismus für ausgewählte Bundesländer erprobt. Die Projekte wurden in Kooperation mit der DIW Econ GmbH und der dwif-Consulting GmbH sowie dem dwif e.V. umgesetzt.
Zu den Einzelprojekten sind im Downloadbereich Ergebnisberichte abrufbar.
Broschüre mit TSA-Ergebnisvergleich für ausgewählte Bundesländer:
Aus anderen Projekten liegen TSA-Ergebnisse auch für die Bundesländer Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen vor. Das Deutsche Institut für Tourismusforschung hat in Zusammenarbeit mit seinen Partnern – der DIW Econ und dem dwif – die zentralen Ergebniskenngrößen aus den Einzelstudien der Bundesländer in einer Broschüre zusammengeführt und in den Vergleich gesetzt. Den Verantwortlichen in den betreffenden Bundesländern soll die Gegenüberstellung dabei helfen, ihre eigenen Ergebnisse besser einordnen und bewerten zu können. Allen anderen Akteuren im Destinationsmanagement kann die Broschüre zur allgemeinen Information über die TSA-Systematik und ihre Herangehensweise bei der Ermittlung der tourismusinduzierten ökonomischen Wirkungen sowie die diesbezüglichen Ergebniskenngrößen dienen. Die Broschüre ist im Downloadbereich abrufbar.
Fachhochschule Westküste
Deutsches Institut für Tourismusforschung
Fritz-Thiedemann-Ring 20
25746 Heide