Projektbeschreibung
Die Stärkung des Tourismus als Wirtschaftsfaktor im Sinne der Wertschöpfungs- und Einkommensgenerierung sowie der regionalen Beschäftigungsförderung nimmt für viele Destinationen einen zentralen Stellenwert in der strategischen Destinationsentwicklung ein. Um reliable Informationen zur wirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus in der Destination zu erhalten, haben sich Instrumente wie das Tourismus-Satellitenkonto (Tourism Sattelite Account, TSA) zunehmend in der Destinationsmarktforschung etabliert. Die von den Destinationen vielerorts verfolgten Wachstumsstrategien zur Erreichung ökonomischer Ziele haben sich vor Ausbruch der Corona-Pandemie in kontinuierlich steigenden Ankunfts- und Übernachtungszahlen widergespiegelt. Dass ökonomisches Wachstum jedoch auch Grenzen der Tragfähigkeit hat, zeigte sich u. a. in den sich intensivierenden akademischen wie auch politischen und medialen Diskussionen zum Thema „Overtourismus“. So stellt sich zunehmend die Frage, wie eine nachhaltige Destinationsentwicklung, die neben ökonomischen Zielen auch soziale und ökologische Nachhaltigkeitsziele mitberücksichtigt, im Einklang mit den Einheimischen vor Ort verwirklicht werden kann.
Mit dem wachsenden gesellschaftlichen Anspruch, dass der Beitrag des Tourismus weit über dessen wirtschaftliche Bedeutung hinaus geht und auch zur Lebensqualität der Einheimischen beitragen sollte, ist das Interesse an der Einheimischenperspektive in den Fokus der Tourismusforschung gerückt. Mit der Tourismusakzeptanzstudie konnten erstmalig flächendeckend die durch die einheimische Bevölkerung wahrgenommenen Auswirkungen des Tourismus auf den eigenen Wohnort ermittelt werden. Auf Bundesebene ist seit 2019 eine Stagnationstendenz der Tourismusakzeptanz erkennbar. Zudem zeigt sich, dass im Deutschlandtourismus die Tourismusakzeptanz Wohnort (deutlich) höher ausfällt als die Tourismusakzeptanz persönlich. Tourismus wird durch Einwohner:innen folglich zwar als Wirtschaftsfaktor für den Wohnort erkannt, aber weniger als Treiber der eigenen Lebensqualität wahrgenommen.
Somit stellen sich die folgenden zentralen Fragen:
- Welche Faktoren (ökonomisch, ökologisch, sozial) haben Einfluss auf die wahrgenommene Lebensqualität der Einwohner:innen?
- Welche Rolle spielen die wahrgenommenen positiven und negativen Auswirkungen des Tourismus auf den eigenen Wohnort auf die Lebensqualität der Einwohner:innen?
- Welchen Einfluss hat das wahrgenommene „Empowerment“ (d. h. die Verbundenheit der Einwohner:innen mit ihrem Wohnort sowie die wahrgenommenen Einflussmöglichkeiten und -wünsche bei der touristischen Gestaltung) auf die wahrgenommene Lebensqualität?